Laufen in der Umstellungszeit

Am Ostersonntag habe ich meinen 100. Halbmarathon in diesem Kalenderjahr absolviert, alle in Folge, bis auf ein paar Tage, an denen ich Laufen durch Schwimmen ersetzt hatte, ging die Serie glatt durch (hier). Mit dem Erreichen der Marke dachte ich mir, es wäre an der Zeit, ein bisschen zu variieren und legte ein paar Tage mit weniger Kilometern und sogar Tage ohne Laufen (dafür auf der Rudermaschine) ein.

Aua, aua, aua



Hauptsächlich wollte ich aus dem ewig gleichen Muster ausbrechen, doch der Schuss ging nach hinten los. Kaum hatte ich angefangen, kürzer zu treten, stellte sich mein rechtes Knie quer, und zwar so richtig. In den folgenden zwei Wochen war an Laufen nicht zu denken, nicht einmal kürzeste Strecken waren denkbar. Treppensteigen war ein Alptraum, ich kam nur auf allen Vieren hoch, runter musste ich auch tricksen. Kurz und (nicht) gut: So war absolut nichts zu machen. Ich wusste auch gleich, dass eine Pause für das Knie hermusste, mindestens zwei, besser drei oder vier Wochen. Also verlagerte ich meine sportlichen Aktivitäten auf das ausführliche Dehnprogramm mit Faszientraining und viel Black Roll. Dazu ging ich täglich auf die Rudermaschine, zuerst nur 40-60 Minuten, nach ein paar Tagen, als die Kondition in die Gänge kam, waren es fast zwei Stunden. Ohne Filme hätte ich die Langeweile nicht überlebt (die Aussicht in meinem Sportkeller ist nicht allzu spannend), aber so konnte ich einige der Filme, auf die ich mich schon längere Zeit gefreut hatte, endlich mal nachholen.

Nach zweieinhalb Wochen waren die schlimmsten Schmerzen weg, da versuchte ich einen kurzen Lauf draußen. Nach 100 Metern war ich bereit aufzugeben, nach 300 Metern war der letzte Widerstand gebrochen, nach 500 Metern war ich daheim – also weiter Pause!

Tipps von Läufer-Kollegen



Parallel dazu erkundigte ich mich bei ein paar Läufer-Kollegen auf Mastodon, was sie empfehlen würden. Neben der obligatorischen Pause, die naturgemäß empfohlen werden musste (ist ja auch völlig richtig, selbst wenn es den Betroffenen nur noch weiter entnervt), kam dann plötzlich ein anderes Thema auf: Vorderfußlauf. Hmmmm. Interessant.

Als die Schmerzen erneut weg waren, wagte ich mich barfuß auf das Laufband. Und konnte dort bei entsprechend hoher Steigung, die mich automatisch zum Vorderfußlauf zwang, auf einen Schlag drei Kilometer ohne jegliche Schmerzen laufen. Wow! Das hat mich überzeugt, dass an dieser Sache durchaus etwas dran war. Das wollte ich nun richtig ausprobieren.

Barfußschuhe



Um den Vorderfußlauf richtig hinzubekommen, empfahlen mir mehrere Läufer unabhängig voneinander Barfußschuhe. Gut, Amazon sei's gedankt hatte ich ein paar Tage später das erste Paar Saguaro-Schuhe hier (ca. 36 €). Leider war das erste Paar etwas groß, sodass ich die nur mit Socken benutzen konnte. Also gleich noch ein Paar in der nächst kleineren Größe bestellt. Bis das zweite Paar ankam, konnte ich aber schon ein paar weitere sehr erfolgreiche Läufe (alle im Bereich 3-5 km) auf dem Laufband absolvieren, die den Tipp der Barfußschuhe eindeutig validierten.

Da ich die Steigung beim Laufband kontrollieren kann und noch sehr vorsichtig war, blieb ich erst einmal dabei, bis ich nach ein paar Tagen wieder an die 13-14 Kilometer-Marke kam. Dann wagte ich den ersten Test draußen. Tja, der war eher so semi-erfolgreich, denn alles, was ich erst einmal rauflaufen konnte, musste ich später ja auch wieder runter. Und alles, was abwärts ging, stellte noch ein Problem dar. Insofern war die erste Hälfte meines ersten Draußenlaufs mit den Barfußschuhen sehr schön, die zweite artete dann in ein schmerzhaftes Lehrgeld aus. Also noch ein paar Tage Laufband, auch die Strecken schön kurz, um die empfindlichen Bereiche nicht gleich wieder zu überlasten.

In der Zwischenzeit war das zweite Paar angekommen und konnte nun tatsächlich richtig barfuß benutzt werden. Damit habe ich es dann im Lauf der letzten Wochen geschafft, mich wieder an das Laufen draußen zu gewöhnen. Die ersten paar Minuten sind bis heute seltsam, weil sich alles anders anfühlt: Früher war ich ein ziemlicher Fersenläufer, das versuche ich nun komplett zu vermeiden, was abwärts besonders schwer ist. Sobald ich im Rhythmus bin und meine Haltung stabil bleibt, ist alles gut, doch bis dahin vergehen einfach drei bis fünf Minuten, in denen sich alles ein wenig falsch anfühlt.

Erste Erfahrungswerte



Schmerzen habe ich dafür keine – zumindest keine im Knie. Meine Fußsohlen sind an die dünnen Schuhe noch nicht gewöhnt. Hier in der Gegend gibt es drei Arten von Wegen: Asphalt, Schotter- und Waldwege. Auf meinen Laufstrecken dominieren Asphalt und Schotterwege. Asphalt ist gut, aber Schotterwege sind zum Teil enorm schmerzhaft, denn jeder größere Stein, den man dann z.B. mit dem Mittelfuß erwischt, ist sehr unangenehm. Ich bin gespannt, ob sich das im Verlauf der kommenden Monate ändert, denn aktuell ist das definitiv der unangenehmste Aspekt.

Mittlerweile hat sich ein interessanter Effekt ergeben: Ich bin in den vergangenen drei Tagen wieder drei Halbmarathons gelaufen. Zwei davon mit den Barfußschuhen, den dritten mit den vorher üblichen Asics (Nimbus mit voller Dämpfung). Beide Barfußläufe waren weniger anstrengend als der dritte. Anscheinend sorgen die Barfußschuhe für eine deutlich ökonomischere Laufweise, auch zwingt mich das veränderte Aufsetzen der Füße in eine weitgehend aufrechte Laufhaltung, die ich vermutlich beim ehemals „normalen“ Laufen immer wieder habe schleifen lassen.

Fazit



Ich befinde mich ganz offensichtlich in einer längeren Umgewöhnungsphase, die mir bislang aber weitgehend positive Erfahrungen beschert. Nie hätte ich gedacht, dass eine Umstellung so starke Auswirkungen auf mein Wohlbefinden beim Laufen haben könnte, aber die Erfahrungswerte bestätigen den angenehmen Effekt. Sobald ich wiederum neue Erfahrungswerte angesammelt habe, die einen Bericht lohnend machen, werde ich wieder einen neuen Blog-Eintrag verfassen.

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