Gelesen: „Helix. Sie werden uns ersetzen“ von Marc Elsberg

Erst vor ein paar Wochen habe ich davon berichtet, wie gut mir „Blackout – Morgen ist es zu spät“ von Marc Elsberg gefallen hat (hier). Also legte ich mir für die Zeit nach dem nächsten Stephen King-Roman ein weiteres seiner Bücher zu: „Helix. Sie werden uns ersetzen“.

„Helix. Sie werden uns ersetzen“ von Marc Elsberg, erschienen im blanvalet-Verlag.


(Bild-Quelle: Apple Books, Screenshot des Buch-Covers)

Seit einigen Tagen ist es nun ausgelesen, das Hörbuch ist geladen und wird derzeit erst einmal von meiner Frau angehört, da ich noch in ein oder zwei anderen Hörbüchern stecke... Das verschafft mir die Zeit, ein paar Gedanken zum Roman auszubreiten.

Inhalt



Wie der Titel schon andeutet, geht es um Genetik, aber – und hier kommt der Untertitel („Sie werden uns ersetzen“) ins Spiel – vorrangig um die von Menschenhand manipulierte Genetik, sowohl bei Pflanzen, Tieren als auch anderen Menschen.

Gleich zu Beginn stirbt der Außenminister der USA an einem speziell auf ihn maßgeschneiderten Virus, kurz darauf stoßen Beschäftigte eines Pharma-Unternehmens in Afrika auf ein kleines Gebiet im Besitz eines kleinen Bauern, das – völlig ohne dessen Zutun – als einziges Feld in der gesamten Region nicht von den diesjährigen Schädlingen befallen ist. Die Untersuchungen dieser beiden Ergebnisse beweisen: GMOs (Genetisch Manipulierte Organismen) sind in der freien Wildbahn unterwegs. Und es werden noch mehr Fälle, dieses Mal Nutztiere und andere Kulturpflanzen, verteilt rund um den Globus und alle genetisch verbessert... Parallel dazu erleben wir Helen und Gregg, die sich verzweifelt ein Kind wünschen, auf natürlichem Weg damit aber einfach kein Glück haben. In einer auf diese Problematik spezialisierten Klinik wird ihnen plötzlich ein interessantes Angebot für ein „maßgeschneidertes“ bzw. „modernes“ Kind – oder gar Zwillinge – gemacht. Die Versuchung ist groß, ihr Kind mit einem Startvorteil gegenüber all seinen Altersgenossen auszustatten. Noch während sie mit ihren eigenen Vorbehalten und Wünschen ringen, tritt plötzlich das FBI auf den Plan...



Fazit



Alles in allem handelt es sich um ein wahrlich faszinierendes Buch, wenngleich ich zugeben muss, dass mir das erste Drittel am besten gefallen hat, denn hier zeigt sich wunderbar die Schere zwischen „Können wir das erreichen?“ und „Sollen/dürfen wir das erreichen?“, der sich viele, aber eben nicht alle Wissenschaftler stellen. Wie schon in „Jurassic Park“ von Michael Crichton (und dieser Punkt hat es sogar in die Verfilmung hinüber geschafft) ging es den Wissenschaftlern, die jeweils das Unheil angerichtet haben, nur um die erste Frage („Schaffen wir das?“), wohingegen sie den ethischen Wächter („Sollen/dürfen wir das?“) einfach beiseite schoben und sich rein auf die technische Umsetzung konzentrierten.

In dieser Hinsicht gelingt es dem Buch auch sehr gut, aufzuzeigen, dass ein einmal aus der Flasche befreiter Geist nicht mehr (und schon gar nicht mehr ganz) in diese zurückkehren will und wird. Bezogen auf genetisch manipulierte Organismen: Ab dem Moment, in dem sie in direkten Kontakt mit der Umwelt gelangen, ist eine Kontrolle nicht mehr möglich. Die Menge an beteiligten Variablen ist zu hoch, um sich die Illusion erlauben zu können, in irgend einer Form weiterhin darüber bestimmen zu können, was aus einem solchen Organismus, der mit dem Erdreich, der Luft, anderen Pflanzen und Tieren in der Umgebung permanent interagiert, wird. Große Agrarunternehmen unterliegen dieser Selbsttäuschung ebenso wie Wissenschaftler, die „einfach nur herausfinden wollen, ob XY überhaupt möglich ist...“. Diese Fragestellung zieht sich auch nach dem ersten Drittel noch weiter durch das ganze Buch, was mir sehr gefallen hat.

Ab hier, also nach dem ersten Drittel, fand ich tatsächlich die Handlung etwas berechenbar, was vorher noch gar nicht möglich war, da ja erst die unterschiedlichen Fäden der Geschichte ausgelegt und Stück für Stück miteinander verwoben werden mussten – und so etwas dauert natürlich eine gewisse Zeit. Gleichzeitig soll der Anflug an Berechenbarkeit meine Einschätzung des Buchs nicht herunterziehen, denn ein gewisses Ausmaß an Orientierung (noch dazu in Verbindung mit der Spannung, ob es denn nun tatsächlich so kommen würde, wie man es erwarte) ist alles andere als schlecht. Vielmehr erhöht es bei mir das Lesetempo.

Insgesamt habe ich nicht lange für das Buch gebraucht, was immer ein gutes Zeichen ist, denn gerade mit Büchern, die mir nicht gefallen, hadere ich lange herum und brauche dann viel länger als bei spannenden Büchern mit dem Lesen. Die im Buch aufgeworfene Fragestellung, wohin es mit der Gentechnik in unserer Welt gehen soll, ist hochaktuell und wird uns noch auf Jahr(zehnt)e beschäftigen – zu groß sind Potenzial und Risiken, um das Thema schnell ad acta legen zu können. Ich kann das Buch allen an dieser Thematik (und einem spannenden Thriller im Allgemeinen) interessierten Lesern sehr empfehlen.

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