Gelesen: Die „Wayfarer“-Trilogie von Becky Chambers

Zugegeben: Unter der Bezeichnung „Wayfarer“-Trilogie wird man vermutlich nicht ganz so schnell fündig werden, denn jedes der drei Bücher von Becky Chambers hat einen eigenen Titel, und in keinem davon kommt der Begriff „Wayfarer“ vor. Die einzelnen Bände heißen:

  • Band 1: Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten
  • Band 2: Zwischen zwei Sternen
  • Band 3: Unter uns die Nacht

Die Wayfarer-Trilogie von Becky Chambers


(Bild-Quelle: Apple Books, Screenshots der Buch-Cover, eigene Zusammenstellung)

Aufmerksam wurde ich in Apple Books auf die Serie, denn dort taucht unter den Buchcovern der von mir aktuell gelesenen Büchern die Sektion „Für dich. Empfehlungen anhand der Bücher, die du gekauft hast oder für die du dich interessiert hast.“ auf. Das Coverbild des ersten Bandes war schön, noch dazu stand ein interessanter Anreißer-Text dabei:

Becky Chambers hat mit „Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten“ eine zutiefst optimistische Space Opera geschrieben, die uns den Glauben an die Science Fiction (im Besonderen) und an die Menschheit (im Allgemeinen) zurückgibt.



Kaum hatte ich diesen Abschnitt gelesen, war ich mir sicher: Das muss ich lesen! Also kaufte ich das Buch und inhalierte es binnen weniger Tage. Noch während ich am Lesen war, kaufte ich den zweiten Band, sodass ich vollkommen nahtlos weiterlesen konnte. Während ich im zweiten Band steckte, ein ebenfalls recht kurzweiliges Vergnügen, verfuhr ich analog mit dem dritten Band. Nur selten zuvor hat mich das Feuer für das von einer Autorin geschaffene Universum so schnell gepackt und dann auch nicht mehr losgelassen.

Zum Inhalt



Der Klappentext des ersten Buchs lautet:

Als die junge Marsianerin Rosemary Harper auf der Wayfarer anheuert, wird sie von äußerst gemischten Gefühlen heimgesucht – der ramponierte Raumkreuzer hat schon bessere Zeiten gesehen, und der Job scheint reine Routine: Wurmlöcher durchs Weltall zu bohren, um Verbindungswege zwischen weit entfernten Galaxien anzulegen, ist auf den ersten Blick alles andere als glamourös. Die Crewmitglieder, mit denen sie nun auf engstem Raum zusammenlebt, gehören den unterschiedlichsten galaktischen Spezies an. Da gibt es die Pilotin Sissix, ein freundliches und polyamoröses reptilienähnliches Wesen, den Mechaniker Jenks, der in die KI des Raumschiffs verliebt ist, und den weisen und gütigen Dr. Chef, der einer aussterbenden Spezies angehört. Doch dann nimmt Kapitän Ashby den ebenso profitablen wie riskanten Auftrag an, einen Raumtunnel zu einem weit entfernten Planeten anzulegen, auf dem die kriegerische Rasse der Toremi lebt. Für Rosemary verwandelt sich die Flucht vor der eigenen Vergangenheit in das größte Abenteuer ihres Lebens.



(Quelle: Apple Books)

Unschwer ist zu erkennen, dass es hier eher um das Miteinander der verschiedenen Menschen- und Alien-Rassen geht (ja, die Menschheit hat sich in diesem Universum in unterschiedliche Richtungen weiterentwickelt) als um die Eroberung von Planeten, den Kampf um Ressourcen etc. – und dennoch ist die Geschichte von der ersten Seite an packend. Die Charaktere erhalten Tiefe und werden ungemein plastisch, was das Lesevergnügen unglaublich erhöht. Dieses Buch war wie eine Einstiegsdroge: Danach musste ich alle weiteren Teile der Serie lesen.

Nun also zum Klappentext des zweiten Bandes:

Früher hatte Lovelace ihre Augen und Ohren überall. Als KI-System der Wayfarer bekam sie alles mit, was auf ihrem Raumschiff passierte, und sie sorgte für das Wohlbefinden der Crew, für die Lovelace immer mehr eine Freundin war als nur ein System. Dann kam der totale Systemausfall. Ihre Crew sah nur eine Möglichkeit, Lovelace zu retten: ein Reboot all ihrer Systeme. Als sie aufwacht, ist sie in einem Bodykit gefangen, eingeschränkt auf modifizierte menschliche Körperfunktionen – in einer Gesellschaft, in der eine solche Umwandlung verboten ist. Doch Lovelace ist nicht allein: Pepper, eine chaotische Technikerin, die ihr Leben riskiert hat, um die künstliche Intelligenz zu retten, hilft Lovelace, ihren Platz in der Welt zu finden. Denn Pepper weiß selbst nur zu genau, wie es ist, ganz auf sich allein gestellt zu sein und das Universum neu kennenzulernen...



(Quelle: Apple Books)

Wenn man den ersten Band gelesen hat, kommt man nicht umhin, über den einen oder anderen kleinen Fehler in der Kurzdarstellung dieser Inhaltsangabe zu stolpern. Doch eine Richtigstellung würde schon zu viel verraten, daher lasse ich das einfach so stehen. Der zweite Band ist etwas einfacher gestrickt als der erste, da es hier im Wesentlichen nur um zwei Charaktere geht: Lovelace/Sidra und Pepper/Jane, die jeweils in wechselnden Perspektiven ihre Umwelt (neu) entdecken und dann zu den wesentlich reiferen Personen werden, die sie am Ende ihrer Geschichte sind.

Das bringt mich gleich zum Klappentext des dritten Bands:

Auf der Asteria, einem Siedlerschiff der exodanischen Flotte, ist für jeden gesorgt: Alle haben eine Wohnung, alle haben zu essen, alle haben einen Job – und leisten noch im Tod einen wertvollen Beitrag zur Gemeinschaft. Lichtjahre entfernt von der zerstörten Erde haben sich die Menschen ein wohldurchdachtes, selbstgenügsames Leben im Weltraum eingerichtet. Doch inzwischen sind ganze Generationen auf den Schiffen der Flotte geboren und aufgewachsen, und je selbstverständlicher das Siedlerdasein wird, desto größer sind die Zweifel: Bei Kip, der mit seinen 16 Jahren noch nicht weiß, was er mit seiner Zukunft anfangen will – außer dass sie sich definitiv nicht auf der Asteria abspielen soll. Bei Tessa, deren Alltag mit Job und Familie mehr als ausgefüllt ist – bis der technische Fortschritt sie einholt. Und bei der Archivarin Isabel, die sorgfältig die alten Traditionen bewahrt, die die Menschheit im Exil zusammenhalten sollen. Sie alle stehen vor der Frage: Warum auf einem Schiff bleiben, das sein Ziel längst erreicht haben?



(Quelle: Apple Books)

Der dritte Band hat mich tief berührt, weil er trotz eines Settings in der fernen Zukunft gleich wieder die Frage nach dem „Und was jetzt?“ stellt. Geschichte bedeutet immer Wandel, jeder erreichte Zustand ist nur eine kurze Zwischenstation, nichts ist von Dauer – und das wird hier auf reflektierte und gleichzeitig neugierige Art verarbeitet.

Fazit



Zusammenfassend kann man sagen: Der erste Band führt in das Universum ein, lässt die verschiedenen Alien- und Menschenrassen vertraut werden, zeigt die Beziehungen untereinander auf und erzählt innerhalb dieses Geflechts eine spannende Geschichte. Der zweite Band holt zwei einzelne Personen in den Vordergrund, rollt deren frühere Entwicklung und die aktuelle Findung des eigenen Ichs auf. Und der dritte Band fasst die Weiterentwicklung der gesamten Menschheit und spielt mit den alten und neuen Beweggründen, die für gesellschaftlichen Wandel und Traditionen sowie Stabilität sorgen.

Ich würde mich sehr freuen, wenn Becky Chambers dieser äußerst gelungenen Trilogie noch ein paar weitere Bände hinterher schicken würde, denn nun bin ich auf den Geschmack gekommen und könnte jederzeit noch mehr von dieser himmlischen Kost verschlingen!

Diese Seite sammelt keine privaten Daten.