Sechs Steuererklärungen später...

Heute habe ich es geschafft: Sechs komplette Jahrgänge an Steuerdaten, fein säuberlich aufbereitet in Excel-Tabellen, flankiert von unzähligen Dokumenten, die die in den Excel-Tabellen aufgelisteten Daten mit Fakten untermauern – all das habe ich gerade vor ein paar Minuten auf den sicheren Server von Americans Overseas (hier) hochgeladen. Es hat mich nicht nur sprichwörtlich sondern ganz real Monate und viel Nerven (ganz zu schweigen von Baileys und Schokolade) gekostet, all diesen Krempel zusammenzutragen, die Daten zu extrahieren, einzutragen, gegenzuchecken und nun endlich abzuschicken.

In ein paar Tagen erhalte ich dann – hoffentlich zumindest – die daraus generierten Steuererklärungen für die IRS, die US-amerikanische Steuerbehörde. Wenn ich diese dann unterschrieben und per Kurierdienst in die USA geschickt habe, kann ich mit etwas Glück bald das Streamlined Procedure durchlaufen und mich vom – rein imaginären, dennoch meine geregelte Existenz bedrohenden – Vorwurf der Steuerhinterziehung reinwaschen. Den erheben die USA nämlich implizit gegenüber allen sog. Zufälligamerikanern.

Es ist ein überaus perfides Spiel, das durch das zwischen den USA und Deutschland geschlossene Abkommen zur Vermeidung einer Doppelbesteuerung der Bürger überhaupt erst möglich wurde. Denn plötzlich wurde offensichtlich, dass man auch dann als US-Bürger gilt – zumindest aus steuerlicher Sicht –, wenn man z.B. in den USA geboren wurde (wie ich) oder US-amerikanische Eltern hat. Weder von deutschen noch von amerikanischen Behörden wird man darauf hingewiesen.

Irgendwann erhält man dann aber Post von der Bank, die die US-SSN (Sozialversicherungsnummer) wissen möchte. Schließlich muss die Bank – es lebe der Datenschutz! – alle Kontodaten an die USA übermitteln… Das war bei mir im April 2019, woraufhin ich lückenlos alle Meldebescheinigungen aller Wohnorte vom Punkt meines ersten Aufenthalts in Deutschland (1976) bis jetzt besorgte, um nachzuweisen, dass ich niemals länger als ein paar Wochen (als Tourist) in den USA weilte, dort keiner Arbeit nachgegangen war und nichts verdient hatte.

Immerhin waren meine Geburtsdaten schon digitalisiert (laut der Frau im Generalkonsulat in Frankfurt ein ausgesprochener Glücksfall), was den Prozess erheblich beschleunigte (die übliche Wartezeit betrüge sonst etwa neun Monate). Nun habe ich seit Juni 2019 ganz offiziell eine US-amerikanische Sozialversicherungsnummer, mit der ich in diesem Leben nichts anzufangen gedenke – mal abgesehen davon, jetzt meine Steuererklärungen für die letzten sechs Jahre nachzureichen, um damit zu beweisen, dass ich keinen (imaginären) Dreck am Steuer-Stecken habe.

Sobald das alles durch ist, geht’s sofort weiter: Die Aufgabe der US-Staatsbürgerschaft (von der ich bis vor einem Jahr noch nicht einmal etwas ahnte, ich hatte ja auch bis auf meinen Ausreisepass von 1976 nie einen amerikanischen Pass). Da wird es dann wieder etwas zu erzählen geben…

Immerhin habe ich mir mit dem Abschicken/Hochladen der ganzen Daten vorhin selbst das größte Weihnachtsgeschenk aller Zeiten gemacht, die Erleichterung ist enorm. Und ich bin dankbar, dass es Americans Overseas gibt, denn deren Sachverstand erspart es mir, mich selbst in diese Materie einzuarbeiten – das mache ich ja nicht einmal hier in Deutschland…

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