Homeschooling-Gedanken

Mit dem gestrigen Tag ist für mich die erste Woche zu Ende gegangen, in der ich sowohl Präsenzunterricht im Umfang von täglich vier bis fünf Stunden als auch (parallel dazu) digitales Unterrichten über die Moodle-Plattform leistete. Und ich kann nur sagen: Es schlaucht.

Vorbereitungsmarathon



Im Präsenzunterricht sind nur halbierte Klassen, die wöchentlich durchwechseln, um die notwendigen Sicherheitsabstände zu gewährleisten. Das heißt aber auch: Der Stoff, den ich mit der einen Hälfte der Klasse „live“ bearbeite, ist in der Folgewoche bei der anderen Klassenhälfte fällig. Gleiches gilt für den digitalen Unterricht, denn was die Homeschooling-Hälfte in der ersten Woche bearbeitet, muss in der zweiten Woche für die vorher im Präsenzunterricht aktive Klasse zur Verfügung stehen. Ich muss also ständig zweigleisig fahren, um die Schüler im Präsenzunterricht so normal wie möglich unterrichten zu können und den Kindern zuhause ebenfalls Stoff zum Arbeiten zu geben, der möglichst nicht deckungsgleich mit dem Stoff des Präsenzunterrichts ist (sonst langweilen die sich in der Folgewoche gleich wieder). Also musste ich quasi zwei Wochen auf einmal entwerfen, was in der vergangenen Woche extrem anstrengend war. Dafür sollte die kommende Woche vergleichsweise entspannt ablaufen, die freien Zeiten investiere ich in das Entwerfen der dritten und vierten Woche dieser Mischform.

Schüler und Corona



Eine spannende Beobachtung habe ich gemacht: Gerade die unteren Klassen (5-7) halten sich glücklicherweise sehr gut an die Abstands- und Mund-Nasen-Schutz-Regeln (am Platz darf die Maske runter, beim Bewegen in Klassenzimmern oder auf Gängen gilt: „Maske auf!"), außerdem werden die Räume alle permanent durchgelüftet (Tür und Fenster offen, um Zug zu generieren). Leider sinkt die Bereitschaft, sich diesen sinnvollen und mehr als angebrachten Hygieneregeln zu unterwerfen, mit dem Ansteigen der Klassenstufe (natürlich nicht generell, ich kann hier nur von meiner begrenzten Erfahrung aus einer Woche Schule unter diesen Bedingungen berichten). So hatte ich mit einer zehnten Klasse zu tun, in die ein Schüler ganz ohne Mund-Nasen-Schutz kam. Der hatte also weder auf dem Schulweg noch in den Gängen noch im Klassenzimmer einen Schutz gegen das unkontrollierte Aus- oder Einatmen der Aerosole. In einer anderen zehnten Klasse traf ich vier Jungs um einen Tisch an, die Schach spielten, die Köpfe in einem Abstand von maximal 35 bis 40 Zentimetern. Am liebsten würde ich solche Chaoten postwendend aus dem Gebäude schicken, doch das lässt sich mit der Aufsichtspflicht meinerseits und der Schulpflicht der Schüler nicht so ganz vereinen. Aber es ist und bleibt ein heikler Eiertanz, der gerade in den pubertierenden Klassen (und dazu zählten die gerade genannten Beispiele eindeutig) viel Kraft zieht, die ich gerne an anderen Stellen einsetzen würde.

Moodle, BBB & Co.



Was sich tatsächlich als äußerst positiv herausgestellt hat, ist die Lernplattform Moodle, mit der wir hier arbeiten. Es gibt selbst zu Spitzenzeiten, wenn ein Großteil der 800 Schüler und 60-70 Lehrer zugreifen, nur minimale Verzögerungen. In gut zehn Wochen digitalem Unterrichten gab es nur drei oder vier kurze Momente, an denen ich nicht sofort auf alles zugreifen konnte. Dann musste ich halt kurz warten und konnte gleich wieder ungestört mit dem Arbeiten fortfahren. Das ist wirklich ein sehr gelungenes Werkzeug. Bislang gab es auch keine Einschränkungen mit dem Speicherplatz, das ist ein weiterer Pluspunkt, denn bei den anfänglichen Versuchen mit WebUntis waren wir auf 15 MB (!) pro Lehrer beschränkt (hier). Dass das nicht funktionieren konnte, lag auf der Hand.

Für Video-Konferenzen ist Big Blue Button eingebunden, das in Abhängigkeit von der konkreten Hardware der einzelnen Klassenzimmer mal besser und mal schlechter funktioniert. Man merkt genau, dass es in dem einen oder anderen Raum immer wieder Probleme gibt, die dafür in einem anderen Raum nicht auftreten. Aber das sind schon beinahe Luxus-Probleme, denn selbst in den Situationen kann man dann zur Not über die Chat-Funktion einiges erreichen.

Ausblick



Ab der kommenden Woche stehen noch 28 Schultage bis zu den Sommerferien an. Ich hoffe, diese möglichst unbeschadet und effektiv abarbeiten zu können, um dann dieses leicht verkorkste zweite Halbjahr hinter mir zu lassen. Das gewonnene Wissen über Moodle und das digitale Unterrichten werde ich mir auch in den kommenden Schuljahren zunutze machen, indem ich parallel zum Präsenzunterricht zu allen Stunden das Material dort bereitstelle. Wenn also jemand krank ist (oder seine Blätter verschlampt hat), liegt das Material gleich nach der Stunde bereit. Auch das zentrale Erinnern an anstehende Termine und abzugebende Zettel (ein stets nerviges Thema, denn niemals haben alle ihre Zettel zum angegebenen Zeitpunkt auch wirklich dabei) ist dann viel leichter. Das könnte sich langfristig als großer Gewinn herausstellen – ich werde es auf jeden Fall testen.

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