Gesehen: „What We Left Behind – Looking Back At Star Trek: Deep Space Nine“

Ich war schon immer ein Star Trek-Fan, beginnend mit den Episoden der originalen Serie (die mit William Shatner, Leonard Nimoy und vielen anderen aus den 1960er Jahren), die während der 1980er als Wiederholung im häufig von mir konsumierten Vorabend-Programm der Öffentlich-Rechtlichen lief, dann – wesentlich prägender – The Next Generation (mit Patrick Stewart, Brent Spiner, Jonathan Frakes und vielen weiteren Schauspielern, die mir auf ewig im Gedächtnis bleiben werden).

Und dann kam in den 1990er Jahren Deep Space Nine, die Star Trek-Serie, die irgendwie anders war. Doch worin bestand die gerade erwähnte Andersartigkeit? Nun: Im Gegensatz zu wirklich allen anderen Star Trek-Serien und Kinofilmen ist Deep Space Nine eine weitgehend an einen Ort, nämlich die namensgebende Raumstation, gebundene Serie. Wenn die politische Situation zu brenzlig wurde, konnte ein Raumschiff-Kapitän in den beiden vorherigen Serien immer wegfliegen und sich dem Problem entziehen, doch eine Raumstation kann das nicht, sie ist per se weitgehend an ihren Standort gebunden. Also geschehen dort ganz andere Dinge, andere Arten von Lösungen sind notwendig, um die zwangsläufig auftretenden Probleme zu beheben – alles wird viel, viel komplexer.

Und das macht den Charme dieser Serie aus: Sie betrat damals Neuland, prägte den Umgang mit diesem Serien-Neuland, wich ab vom für die Original-Serie typischen Episoden-Charakter und ließ auch mal fünf oder sechs Folgen am Stück einen fortgesetzten Handlungsstrang erzählen, erschuf damit Charaktere, die über sieben Jahre hinweg eine fortgesetzte Entwicklung durchlaufen durften, die nicht immer nur zum Besseren war (somit also realistisch) – all das sorgte dafür, dass man als Zuschauer emotional wesentlich stärker als bei den streng episodisch ablaufenden Serien eingebunden wurde. Zumindest bei mir hat das hervorragend geklappt.

Tja. Leider ist diese wundervolle Serie seit gut zwei Jahrzehnten abgedreht. Ich habe sie nach dem in wöchentlicher Dosis verabreichten Fernsehkonsum bereits zweimal komplett auf DVD angesehen (viel angenehmer als die von Werbungspausen zerpflückten Häppchen) – und überlege gerade, wann ich mich an den dritten Komplettdurchlauf machen soll. So großartig finde ich die Serie.

Pünktlich zum 25. Jubiläum (Serienstart war 1993) haben die Macher der Serie 2018 eine gut zweistündige Dokumentation herausgebracht, die ich mir gestern Abend gemeinsam mit meiner Frau, die ebenfalls ein großer Star Trek-Fan ist, angesehen habe. Das Ausmaß an Freude, das ich dabei empfand, war schier ungeheuerlich. Eine kaum zu übertreffende Welle von äußerst positiver Nostalgie überflutete mich, ich schwankte permanent zwischen lautem Lachen, Verwunderung, Rührung (vor allem dann, wenn die zwei kürzlich verstorbenen Schauspieler Aron Eisenberg (Nog) und Rene Auberjonois (Odo) zu sehen waren). Es war wie ein Familientreffen mit den liebsten Verwandten, die man schon seit 20 Jahren nicht mehr gesehen hat. Man nimmt wahr, dass sie gealtert sind, gleichzeitig hat die zeitliche Distanz einen Deckmantel über alle Probleme gelegt und die Freude, sich wiederzusehen, überwiegt alle eventuellen Vorbehalte bei Weitem.

What We Left Behind (Movie)


(Bild-Quelle: Apple TV-App)


Daher, werte Deep Space Nine-Fans, wenn ihr die Serie immer noch liebt, seht euch unbedingt die Dokumentation an. Sie ist fantastisch, von der ersten bis zur letzten Minute ein Genuss und erzeugt sofort Lust darauf, wieder in die einzigartige Welt der Raumstation am Wurmloch einzutauchen. Der Film wird sicher noch einige Male in der nächsten Zeit laufen, er entspannt mich durch die vertrauten Charaktere und die liebgewonnenen Schauspieler.

Ein schönes Extra dieser Dokumentation ist das Skizzieren einer fiktiven ersten Folge einer niemals zu filmenden achten Staffel, die 20 Jahre nach dem Ende der finalen siebten Staffel ansetzt. Die Autoren sitzen in einem Raum zusammen und planen gemeinsam in einer monumentalen Brainstorming-Sitzung den Handlungsverlauf. Und als echter Fan ist man am Ende der Dokumentation herb enttäuscht, dass daraus niemals etwas werden kann. Hach, es wäre so unglaublich cool…!

Ich habe nach dem Ansehen noch einen schönen Bonus entdeckt: Der Soundtrack des Films wurde als Album veröffentlicht, dabei ist zum Einen die für die Dokumentation geschriebene Musik enthalten wie auch die umgedichteten Jazz-Klassiker.

What We Left Behind (Soundtrack)

(Bild-Quelle: Apple Music)

Aus I Left My Heart In San Francisco wird dann I Left My Quark And Captain Sisko, gesungen von Max Grodénchik, der in der Serie den Ferengi Rom gespielt hat. Und es ist eine sehr schöne, schlichte, unprätentiöse Version, die gleich in meiner Soundtracks-Playlist landete. Ebenso schön sind die einleitenden Worte von Andy Robbins (Garak), die schön mit seiner Serien-Identität spielen. Und als Abschluss des Albums gibt es eine „Nachts um drei in der Bar“-Klavier-Version des Serien-Themas – umwerfend! Wer ein Apple Music-Abonnement hat, kann sich das Album kostenfrei anhören...

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