Gelesen: „Der Staubozean“ von Bruce Sterling

Im Kontext eines anderen Blog-Eintrags (hier) habe ich schon darauf hingewiesen, dass ein kleiner Dialog im Roman „Puls“ von Stephen King mich inspiriert hat, mir mehrere Bücher diverser Science Fiction-Autoren zuzulegen und zu lesen. Das war bei der „Neuromancer“-Trilogie von William Gibson der Fall (hier), und daran hat sich auch beim Objekt des heutigen Blog-Eintrags, dem Roman „Der Staubozean“ von Bruce Sterling, nichts geändert.

Bruce Sterling: „Der Staubozean“, erschienen im Heyne-Verlag


(Bild-Quelle: Apple Books, Screenshot des Buch-Covers)

Handlung


Die Zusammenfassung der Handlung basiert auf dem Roman an sich, dem Klappentext des Buchs sowie dem Wikipedia-Artikel zum Buch (hier), allerdings habe ich alles nach meinem Gusto formuliert:

Der Roman beschreibt den schmerzhaften Reifungsprozess des jungen Protagonisten John Newhouse während einer Walfangfahrt mit der Lunglance auf dem Wüstenplaneten Nullaqua. Aus den Kadavern der nullaquanischen Wale wird die Droge Syncophin gewonnen, mit deren Hilfe man das „Flackern“, einen höchst intensiven Drogenrausch erleben kann. Der Kapitän, Nils Desperandum, ist ein „massiger Mann, groß geworden unter einer Schwerkraft von doppelter Erdanziehungskraft“ (S. 35/447), der jedoch ein doppeltes, wenn nicht gar dreifaches Spiel treibt. Darüber schreibe ich hier aber nichts, denn das löst sich erst kurz vor Schluss des Romans auf – das muss ich nicht spoilern... Und dann gibt es da noch Dalusa, eine durch genetische und chirurgische Eingriffe stark modifizierte Frau, die nun (als Ergebnis der vielen Operationen) eher einem Vampirwesen ähnelt. Die Geschichte begleitet John Newhouse auf seiner Mission: Er soll im Auftrag seiner Wohngemeinschaft zuhause eine ordentliche Ladung der Droge Syncophin „organisieren“, deren Ausfuhr seit Neuestem jedoch strikt verboten ist. Nachdem er auf dem Schiff von Kapitän Desperandum angeheuert hat, muss er einerseits als Schiffskoch arbeiten, nebenher aus allen Walresten, derer er habhaft werden kann, Syncophin extrahieren, parallel dazu verliebt er sich Hals über Kopf in die mysteriöse Dalusa, mit der er jedoch nie zusammenkommen kann, da er bei ihr allein durch das Berühren ihrer Haut schwerste allergische Reaktionen auslöst.



Das sollte genügen, um möglichen Interessenten einen guten Einblick in die Geschichte zu verschaffen. Alle weiteren Ausführungen würden angesichts der Kürze des Romans (auf dem iPad gerade einmal 447 Seiten) zu viel vorwegnehmen.

Geschichte, Interpretation und Fazit


„Der Staubozean“ war der erste Roman des US-Amerikaners Bruce Sterling, erschienen ist er 1977. Ich kenne noch keine weiteren Bücher von diesem Autor, doch für ein Erstlingswerk wirkt der Roman schon sehr rund, die Ideen werden nicht nur hingeworfen sondern auch gut ausgearbeitet. Und die Welt, die den Rahmen für die Handlung abgibt, ist in ihrer Kargheit und Unnahbarkeit wundervoll erdacht.

Ganz offensichtlich weist „Der Staubozean“ diverse inhaltliche Bezüge zu „Der Wüstenplanet“ von Frank Herbert und „Moby-Dick“ von Herman Melville auf. Die Bezüge zum „Wüstenplanet“ sind wohl eher im Setting (einem riesigen Ozean aus Staub und Sand mit ein paar monströsen Lebensformen, die den Ozean/die Wüste bevölkern) zu sehen, bei „Moby-Dick“ gibt es einerseits den unerfahrenen jungen Protagonisten Ismael und andererseits den eigenbrötlerischen und eigensinnig-sturen Kapitän Ahab, die sich in John Newhouse und Nils Desperandum wiederfinden.

Wie schon erwähnt: Für ein Erstlingswerk ist der Roman der schiere Wahnsinn. Während der Recherche zu diesem Blog-Artikel ist mir aufgefallen, dass der Roman zwar aus dem Jahr 1977 stammt, er genauso aber 1997 oder 2017 oder gerade einmal gestern geschrieben hätte werden können. Nichts an der Beschreibung ist in der Zeit seiner Entstehung auf eine Weise verwurzelt, dass man sie jetzt als veraltet oder als typisches „Kind seiner Zeit“ interpretieren könnte (vielleicht einmal abgesehen von der generell sehr positiven Einstellung dem generösen Konsum stark wirkender Drogen gegenüber). Immer wieder passiert es ja, dass man einen Science Fiction-Roman nach Jahren wieder liest und dann merkt, wie stark der sowohl hinsichtlich der geschilderten Technologie als auch mental in der Zeit seiner Entstehung verwurzelt ist. Das ist bei „Der Staubozean“ eindeutig nicht der Fall, was mich sehr erfreut hat. Insgesamt ist es ja nur ein kurzer Roman, dessen Lektüre sich jedoch – zumindest sehe ich es so – absolut lohnt.

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