Die Freuden des Winters

Die Freuden des Winters kennen vermutlich alle Ganzjahres-Läufer: Schnee, Eis, Glätte, Matsch, nasse Schuhe und Socken bereits nach wenigen Metern, eisige Winde, viele Schichten Kleidung, also mehr Gewicht und weniger Bewegungsfreiheit (und so weiter und so fort). Der Winter ist definitiv nicht meine Lieblingsjahreszeit, was auch daran liegt, dass ich mich meistens ja mittels Pedelec zur Arbeit begebe – genau das wird im Winter durch Schnee und Eis aber immer wieder erschwert, manchmal sogar unmöglich gemacht. Beim Laufen kommen dann die oben genannten Aspekte dazu, außerdem ist es länger dunkel, wodurch dann oft die kompletten 23 oder 24 Kilometer in Dunkelheit absolviert werden. Nur an den Wochenenden, wenn ich mir den Luxus gönne, bis halb sechs oder auch mal halb sieben auszuschlafen, sehe ich beim Laufen meine gesamte Umgebung.

Die letzten zwei Läufe haben mir wieder vor Augen geführt, wie sehr ich mich nach Frühjahr, Sommer und Herbst sehne: Zweimal bin ich die exakt gleiche Strecke gelaufen, der Unterschied betrug laut Apple Watch 20 Meter. Gestern war die Temperatur kühler, der fünf bis acht Zentimeter hohe Schnee war relativ fest, nur die oberste Schicht war etwas angetaut, was gerade den richtigen Griff des Profils meiner Laufschuhe ermöglichte. Die 24,26 km gingen in 2:14:09 vorbei und fühlten sich dabei sehr angenehm an – bis auf vielleicht 100 oder 200 Meter auf die gesamte Strecke war es nirgends rutschig, alles „flutschte“ gut.

Laufen am 2022-01-29

Heute lief ich die gleiche Strecke, über Nacht war die Temperatur auf etwa vier Grad angestiegen, die Straßen im Wohngebiet waren so gut wie schneefrei – ich konnte mit einem wirklich guten Tempo (zwischen 5:10 und 5:25/km) starten. Dann kam ich in den Wald, wo der Albtraum begann: Die verschneiten Wege waren von unzähligen Spaziergängern genutzt worden, die Spuren waren zu Eis geworden, das ganz leicht angetaut war. Es behielt seine Festigkeit, war nun aber durch den Regen der letzten Nacht und die gestiegenen Temperaturen von einer dünnen Schicht Wassers übergeben – kurz und schlecht: höllisch rutschig! Jeder Schritt bergauf wurde dadurch erschwert, dass ich beim Abstoßen nach hinten wegrutschte, jede Landung war ein Balanceakt, denn es war und blieb über gut 17 oder 18 km durchgehend rutschig. Letztlich lief ich weitgehend auf dem Seitenstreifen, weil dort noch unberührter Schnee lag. Dieser war weich, also sank ich permanent ein und musste die Füße sehr hoch anheben, um laufen zu können, was sich natürlich in Hüfte und Oberschenkeln niederschlug. Was war ich froh, heute wieder nach Hause gekommen zu sein, ohne unterwegs nähere Bekanntschaft mit dem Boden gemacht zu haben!

Laufen am 2022-01-30

Einen Lichtblick bot der heutige Lauf, eine traumhafte Aussicht über den Teil Aalens, in dem ich wohne, geschossen vom Rand des Steinbruchs, an dem ich Morgen für Morgen vorbeikomme. Das Zusammenspiel von Wolken und Sonne, gekoppelt mit der leicht verschneiten Landschaft gefällt mir.

Ausblick über Aalen am 2022-01-30

Bislang habe ich dieses Jahr immer zwischen Laufen und Trainingsbike abgewechselt, das war aus Vorsicht, da der Muskelfaserriss im November mir schon noch ein wenig im Oberschenkel steckte. Erst in den letzten Tagen bin ich wieder dazu übergegangen, mehrere Tage am Stück zu laufen. Und es geht gut. Natürlich spüre ich die Adduktoren gut, was aber sicher daran liegt, dass ich im Schnee wesentlich mehr seitlich ausgleichen und stabilisieren muss, alles in allem bin ich aber zuversichtlich, auch eine oder mehrere Wochen am Stück täglich laufen zu können, ohne gleich wieder Probleme zu bekommen. Das Schöne ist ja, dass ich jetzt das Schwinn Trainingsbike habe, wenn ich also merke, dass es irgendwo im Bewegungsapparat zickt, kann ich ein oder zwei Tage auf dem Rad einschieben, um die betroffenen Regionen zu schonen. Das ist eine wirklich gute Kombination.

Der aktuelle Kilometerstand – Stand: 2022-01-30

Wie der Screenshot zeigt, bin ich bei den Kilometern zwar weit hinter dem, was in den letzten Jahren im Verlauf eines Monats zusammenkam (letzten Oktober hatte ich knapp über 740 km geschafft), dabei fühle ich mich aber gut und spüre, dass ich ein gutes Fundament aufbaue, um meine großen Runden weiterhin durchzuhalten.

Mediales Interesse


Nachdem im September Oliver Giers von der lokalen Zeitung (Schwäbische Post) über mein Laufen berichtet hatte, meldete sich im November der SWR (Studio Ulm), um auch einen Bericht darüber zu erstellen und zu senden. Da war ich durch den Muskelfaserriss aber gerade lahmgelegt, also konnten wir erst im Januar 2022 drehen. Danach ging's ganz flink, denn kaum war der Bericht online verfügbar, meldete sich Das Ding (der Jugendsender des SWR). Mit zwei Moderatorinnen führte ich dann morgens um 5:30 h ein lustiges und kurzweiliges Interview. Einen Tag später kam Radio 7 auf mich zu, was zu einem Telefon-Interview führte, auf das ich dann in der Schule gefühlte hundert Male angesprochen wurde (nicht ganz selten mit dem dezenten Hinweis, nun sei aber ein „Radio-Bier“ fällig). Mittlerweile liegen hier noch zwei Anfragen vor: Die SWR Landesschau interessiert sich dafür, beim Laufkongress des Württembergischen Leichtathletik-Verbandes soll ich im März an einer Podiumsdiskussion teilnehmen – hmmmmmm. Einerseits fühle ich mich geschmeichelt, andererseits erzähle ich ja allen EXAKT DAS GLEICHE. Der Mehrwert will mir noch nicht ganz einleuchten. Aber diese Podiumsdiskussion könnte schon spannend werden, da es dabei nicht nur um meine Lauferei geht. Sobald die Termine waren, schreibe ich wieder etwas dazu.

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